Zum Tod von Helmut Forsthoff
Wir trauern um Helmut Forsthoff, einen wunderbaren Musiker, der seit den Anfängen mit dem Jazzkeller Treptow bzw. dem Jazzkeller 69 e.V. eng verbunden und in unzähligen Konzerten bei uns zu bewundern war. Für die zweite Jahreshälfte war grade noch ein Konzert in Vorbereitung, heißt es auf der Website des Jazzkellers. Wir haben den Musikkritiker und langjährigen Jazzredakteur bei rbbKultur Ulf Drechsel gebeten einen Nachruf für Helmut zu schreiben:
Es ist seltsam. Fast zeitgleich erfuhr ich, dass Wayne Shorter und Helmut Forsthoff gestorben sind.
Shorter starb am 2. März im Alter von 89 Jahren, Helmut Forsthoff bereits am 26. Februar. Er wurde 78 Jahre alt.
Wayne Shorters gesundheitliche Probleme waren schon länger bekannt, weshalb man mit seinem Tod rechnen musste. Helmut Forsthoff hingegen stand unlängst noch mit seinem langjährigen Freund Joe Sachse auf der Bühne und hatte Pläne für sein Quartett mit Gerhard Kubach, Denis Stilke und Paul Schwingenschlögl.
Er hatte es nicht eilig, Konzert-Termine (z. B. mit dem Jazzkeller 69) zu vereinbaren. Ihn drängte nichts. So, wie er sich selbst nie in den Vordergrund drängte. Nicht auf der Bühne, nicht in größerer Gemeinschaft.
Seit den 1970er Jahren habe ich Helmut Forsthoff in etlichen Bands erlebt. Bei SOK, Klaus Lenz, Uschi Brüning, Manfred Schulze, in der Modern Soul Band, im Jazzorchester der DDR, in Workshop-Bands von Luten Petrowsky, Hanno Rempel, Ulrich Gumpert.
Später spielte er auch mal Blues, stand mit Bajazzo auf der Bühne oder mit der Band von Pascal von Wroblewsky.
Er hatte einen „großen“, mal warmen, mal beißenden Ton auf dem Tenorsaxofon. So, wie Wayne Shorter in seinen besten Zeiten.
Ich weiß nicht, ob Helmut ein Vorbild hatte, aber die Linie zu Coltrane hat er nie zu verbergen versucht.
Auch wenn ich Helmut nicht besonders gut kannte, oder wir gar befreundet gewesen sind, so berührt mich die Nachricht von seinem Tod sehr, weil ich ihn bei all unseren Begegnungen immer als extrem freundlichen Menschen erlebt habe.
Zugewandt und aufrichtig. Wenn er fragte, wie es einem geht, war er tatsächlich an einer ehrlichen Antwort interessiert. Das erlebt man „in der Szene“ nicht jeden Tag.
Viele Menschen werden Helmut Forsthoff vermissen. Seine Familie, seine Freundinnen und Freunde, Kolleginnen und Kollegen. Und ich bedaure, dass ich Helmut Forsthoff nicht häufiger getroffen habe.
Ulf Drechsel